Die Idee von Blended Drafts fand ich in dem Buch "Complete Book of Drafting" von Madelyn van der Hoogt. Sie beschreibt dort, wie man mit einem Einzug zwei verschiedene Overshot-Muster weben kann. Der Ansatz setzt beide Einzüge übereinander und erstellt Kettfaden für Kettfaden ein Paar. Jedem unterschiedlichen Paar wird dann ein eigener Schaft zugeteilt. Aus dieser Paar/Schaft-Zuteilung kann dann die Verschnürung abgeleitet werden und man kann beide Muster auf dem neuen Einzug weben.
Diese Technik könnte mir die Entscheidung zwischen Waffel (Spitzeinzug) und Bronson-Lace vielleicht abnehmen. Ich hatte jedoch ein All-Over Muster für das Bronson-Lace ausgesucht, das alle ca. 300 Kettfäden umfaßt, hier benötigte ich also dringend Rechnerunterstützung, denn 300 Paare von Hand zu untersuchen erschien mir doch zu aufwendig.
Aus der Zuordnungstabelle können wir die Paare wieder trennen (Fkt. ABRUNDEN und REST) und erhalten nun für die beiden Muster die Übersetzungstabelle die wir für die Erstellung der Verschnürung benötigen. Nun können wir das Ganze wieder nach Weavepoint importieren. Den Einzug, den wir für die einzelnen Paare erstellt haben, kann über die Funktion "numerische Eingabe" nach Weavepoint kopiert werden. Dazu habe ich die gesamte Spalte in eine Zeile umgewandelt und in eine Textverarbeitung geladen, alle Sonderzeichen durch ein Leerzeichen ersetzt und dann einfach in die numerische Eingabe von Weavepoint kopiert und es funktioniert! Hier nun der neue Einzug mit beiden Mustern, erweitert um einen Rand aus Leinwand:
Nach meinem Gesellstück habe ich lange kein Großprojekt mehr gemacht, daher war es in dem Blog auch ein wenig still. Das Jahr über haben wir uns mit der Bindungsgruppe mit Deflected Doubleweave beschäftigt, doch auch das ist nun abgeschlossen. Danach stand allerdings der Weihnachtsmarkt an und ich habe die Tage am Webstuhl verbracht. Dabei kam mir die Idee, die Unterstützung beim Einziehen durch den Toika ES hier einmal zu beschreiben. ![]() Bei einem solchen Einzug und 24 Schäften wäre man ziemlich lang beschäftigt und würde wahrscheinlich auch einige Einzugfehler produzieren. Doch man kann sich beim Einziehen auch vom Toika ES unterstützen lassen.
Nun "weben" wir den Einzug. Ich benutze an dieser Stelle immer die Arbeitsgeschwindigkeit "Normal" beim Toika ES, dabei wird das neue "Fach" solange geöffnet, solange man den Tritt bedient. Beim Einziehen nehme ich dann den Kettfaden, trete und greife die Litze dort, wo der Schaft erhöht wird, lasse den Tritt los und ziehe den Kettfaden ein. Klingt langwieriger als es ist, denn man kommt in einen Einzugrhythmus von ca. 250 KF pro Stunde (vielleicht schafft jemand auch mehr). Das Schöne dabei ist, Einzugsfehler gehören der Vergangenheit an und man kann beim Einziehen Musik oder Hörbücher hören ohne Schäfte zu zählen.
Ich benutze diese Art des Einziehens bei allen komplexen Einzügen.
![]() Für mein Gesellenstück hatte ich mir ein Cape aus Doppelgewebe ausgesucht. Ein Double Face der zwei verschiedene Seiten hat, und zwar kein Schottenkaro, wie es auf den meisten Industriestoffen zu sehen ist. Die Außenseite sollte ein Flechtköper werden, die Innenseite ein Echogewebe. Nun müssen die Oberseite und die Unterseite zusammengebracht werden. Das Echogewebe wurde als Oberbindung und der Flechtköper als Unterbindung gesetzt. Wir fangen also mit dem Echogewebe an und holen uns vom Flechtköper den Einzug, die Trittfolge und die Verschnürung, dies geht mit Umsetzung/Einfügen Einzug und Umsetzung/Einfügen Trittfolge. Leider gibt es kein Einfügen von Verschnürungen, diese muß dann mit Cut/Paste kopiert werden.
In der Verschnürung habe ich noch die Aushebungen der Oberkette eingetragen (Schwarzer Quadrant rechts unten). Die Oberkettfäden sollen immer dann gehoben werden, wenn das Untergewebe (Flechtköper) gewebt wird. Was wir nun haben ist ein zweilagiges Gewebe, das allerdings noch nicht verbunden ist. Würden wir es so weben, hätten wir hinterher zwei getrennte Stoffe. Es fehlen noch die Abbindungen. Weavepoint kann uns hier nur noch als Zeichentool helfen, selbst eine Darstellung als Doppelgewebe mit EV 1:2 kann Weavepoint leider nicht. Die einfachste Möglichkeit von hier also weiterzukommen, ist die Abbindungen selbst einzuzeichnen. Dies geht am besten in der Ansicht Bindungsbild. Zur besseren Übersicht habe ich das Obergewebe in Rot und das Untergewebe in Grün gezeichnet und die Oberkettfäden die abgebunden werden in Gelb. Wir sehen also zwei Fäden rot (Obergewebe = Echo) und ein Faden grün (Untergewebe = Flechtköper). Jeder sechste Faden im Obergewebe wurde gelb eingezeichnet. In dem blauen Kringel sehen wir eine eingezeichnete Abbindung. Die Oberkette (gelb) müsste über jeden Unterschuß (grau) ja ausgehoben und damit gelb dargestellt sein. Hebe ich die Aushebung auf, mache ich eine Abbindung, d.h. die Oberkette geht unter den Unterschuß und die Gewebe hängen an dieser Stelle zusammen. So habe ich alle Punkte einzeln gesetzt, ihr findet sicher noch mehr darauf. Wieviele Abbindungspunkte notwendig sind, damit das Gewebe keine Blasen wirft, aber auch nicht zu fest wird, muß je nach Material und Einstellungen ausgemustert werden. Eine Regel für Abbindungspunkte ist jedoch, die Unterkettfäden dürfen rechts und links vom Abbindungspunkt nicht gehoben sein, damit die Abbindungen auf der Rückseite nicht sichtbar sind. So, ich denke das war genug Theorie für heute. Wer die Patrone oder die genauen Projektdaten benötigt kann mir gerne schreiben.
Versucht es einfach mal mit zwei einfachen Bindungen, dann bleibt es auch etwas übersichtlicher. ![]() In Eva Stossel's Blog habe ich diese schöne Bildpatrone gefunden und wollte sie in Weavepoint umsetzen. Ihr Blog ist seit Jahren für mich eine Inspiration und hat mich auch verführt mit meinem Blog anzufangen. Es gibt so wenig deutschsprachige Blogs zum Thema Weben. Hier also nun die Bildpatrone, die ich für Tischsets nutzen wollte. Eva hat daraus einen wunderschönen Tischläufer gemacht. Ich gab also die Bildpatrone in Weavepoint ein und mit Umsetzen/Übersetzen ließ ich Weavepoint ein Doppelgewebe aus Leinwand erstellen, dazu muß man zuerst die Bindung (Plain/Shadowweave) und dann "Doppelgewebe erstellen" und Einstellverhältnis (EV) 1:1 auswählen. Das Doppelgewebe, genauer gesagt ein Hohlgewebe, das dann erschien war noch nicht sehr aussagekräftig, es fehlte die Farbgestaltung, die ich mit Hell- / und Dunkelgrün testhalber entsprechend dem Einstellverhältnis 1/1 einsetzte und da kamen wir der Sache schon näher. In der Gewebeansicht Doppelgewebe auswählen und schon erhält man eine ganz passable Ansicht des DG. Leider kann Weavepoint nur das EV 1:1 darstellen, aber dazu im nächsten Eintrag. ![]() Die Farben habe ich passend zu unserem Geschirr ausgesucht, ich hatte noch alte Restbestände von Cottolin Nm13/2, die ich nutzen wollte. Der Farbentwurf in vier Farben wurde wieder in der Patronenansicht von Weavepoint erstellt. Beim Mustern tastete ich mich langsam an die richtige Kettdichte für das Garn heran, es wurde Blatt 30/10 4fdg, bzw. weil ich kein 30er Blatt habe, wurde es in mit einem 60er Blatt 2fdg. gewebt. Ich muste immer noch ziemlich stark anschlagen, aber es sollte ja auch ein fester Stoff werden. Und dann kam die Frage nach den Randabschlüssen. Den festen Stoff umnähen, erschien mir zu dick, da fällt mir dann jedes Glas um, daher wählte ich einen ganz einfachen Abschluß und versäuberte die Kanten mit der Overlock in passendem braunen Garn. Auch nach nun vielen Wäschen sieht die Kante immer noch gut aus. Für diese Art der Gestaltung eignen sich viele 4-schäftige Bildpatronen, einen großen Fundus findet ihr im Griswold Archiv, z.B. die kleinen Overshot Muster von Josephine Estes lassen sich nicht nur für Overshot sondern auch als Bildpatronen für Gebildmusterungen verwenden. Projektspickzettel: Kettgarn / Schußgarn Cottolin (BW 60%, Li 40%) Nm 13/2 in helloliv A, oliv B, goldocker C und braun D Webblatt 60/10 2fdg Kettfäden 664 KF + 2x2 RF Schärfolge / Schußfolge am besten aus Weavepoint mit numerischem Ausdruck 4x (A D), 12x (A C), 3x (4x (A D), 26x (A B), 6x (A D),26x (A B),4x (A D),12x (A C),4x (A D)) |
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April 2020
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